Die permanenten Niedrigzinsen der Notenbanken haben weltweit ein riesiges Kasino erzeugt, in dem Staaten sich immer billiger verschulden, Banken, Fonds und Milliardäre immer mehr an der Börse verdienen, und der Rest der Welt unvorstellbare Zerstörung von Bankguthaben und Ersparnissen erleidet.
Die Chefin der US-Notenbank und die chinesische Zentralbank signalisierten fast gleichzeitig, dass die ultra-lockere Geldpolitik länger als gedacht anhalten wird. Der Dow Jones Index sprang 263 Punkte in die Höhe. So wird das Mega-Kasino immer weiter angetrieben.
Damit sind wir dem nächsten Crash wieder einen Schritt nähergekommen. Nachfolgend sehen wir hier Zehn Beispiele, wie das finanzielle Riesenrad systematisch unseren Wohlstand zerstört:
# 1 Nobelpreisträger Paul Krugman hat in seinem Blog am Dienstag versucht, dem aufgelaufenen Risiko für die Sparer ein Preisschild anzuhängen. Er sieht an den Finanzmärkten eine Zeitbombe von 50 bis 100 Billionen Dollar Umfang, die jederzeit explodieren und immense Ersparnisse zerstören kann. »Die Mutter aller Crashs lauert um die Ecke«,, warnt Krugman.
# 2 Der Chefinvestor beim Vermögensverwalter Guggenheim Partners, wo 220 Milliarden Dollar Anlagevermögen verwaltet werden, bezeichnet das Wachstum, das die Notenbanken mit ihrer immensen Geldschwemme entfachen wollen, als pure »Illusion«. Seine Befürchtung: Ultra-niedrige Zinsen wirken wie eine versteckte Steuer, die Sparbücher, Pensionsfonds und Versicherungsfirmen langsam austrocknet. Die Folge: Ein Raubbau an den Lebensstandards über Generationen hinweg.
# 3 Bill Gross, einer der bekanntesten Fondsmanager weltweit, warnt, dass die Notenbanken viel zu weit gegangen sind. Seine These: Niedrigere Zinsen fördern die Verschuldung von Staaten und Firmen. Das führt dazu, dass der Wirtschaft weniger Kapital zur Verfügung steht und Arbeitsplätze in unbekannter Zahl verloren gehen.
Während deutsche Sparer pro Jahr 60 bis 70 Milliarden Euro Zinseinnahmen verlieren, profitieren die Krisenländer der Euro-Zone. Die Subvention für ihre Schulden auf Kosten der Steuerzahler im Norden des Kontinents belief sich von der Finanzkrise bis Ende 2014 auf insgesamt 350 Milliarden Euro. Noch nie hat es auf diesem Kontinent eine so riesige Umverteilung gegeben.
# 5 In den USA sind den Sparern seit der Finanzkrise durch Minizinsen Einnahmen in Höhe von netto 470 Milliarden Dollar entgangen. Die Versicherer mussten in Europa und den USA derweil auf Erträge im Gesamtumfang von 400 Milliarden Dollar verzichten.
Das fehlt bei den Ausschüttungen an die Kunden. Das Kapital fehlt in der Wirtschaft, bremst Investitionen und kostet auch noch Arbeitsplätze. Und der Lebensabend wird für Millionen von Menschen bescheidener. Vielen droht ein Alter in Armut, wenn ihre Versicherer pleitegehen.
# 6 Bei den Lebensversichererngerät derweil der Garantiezins in Gefahr. Wir sind nur eine oder zwei Senkungen dieses Zinssatzes von einem Debakel entfernt, weil dann Lebensversicherungen nach Abzug der Gebühren weniger auszahlen, als in der Laufzeit eingezahlt wurde. Die Lebensversicherung ist für die Ersparnisse lebensgefährlich geworden.
Der Verlust ist garantiert für ein rundes Drittel aller Staatsanleihen im Euroland. Die Folge: Wenn es wieder brenzlig wird an den Finanzmärkten, hängen viele Anleger fest in den langlaufenden Schuldpapieren, in die sie derzeit aus lauter Anlagenot ausweichen müssen.
# 8 Weil sie kaum noch Renditen erwirtschaften können, weichen die großen Versicherer auf riskantere Anlageformen aus, zum Beispiel in Infrastrukturanleihen und Firmenbeteiligungen. Damit werden sie nicht nur anfällig gegen Kettenreaktionen, wenn es zum nächsten Crash kommt.
Das Ausfallrisiko nimmt auch zu, zu Lasten der Versicherten. Mehr noch: Weil die Versicherer einen wachsenden Teil ihres verfügbaren Anlagevermögens in andere Anlageklassen schieben, wachsen dort die Blasen – und damit die allgemeine Crash-Gefahr.
# 9 Weil die Aufnahme von Krediten billiger als je zuvor ist, und sich mit dem Aktienkauf mehr verdienen lässt als mit richtigen Investitionen, kaufen immer mehr Firmen eigene Aktien zurück. An der New Yorker Börse stiegen diese Aktienrückkäufe im Februar auf 104 Milliarden Dollar. Das war doppelt so viel wie vor einem Jahr und mehr als seit 1995 gemessen wurde. Das Geld fehlt, um damit zu investieren und Jobs zu schaffen.
Die Rückkäufe tragen außerdem dazu bei, dass die Aktienkurse immer weiter aufgebläht werden. Brechen die Kurse ein, verlieren die Firmen Milliarden und Abermilliarden. Hunderttausende von Arbeitsplätzen sind dann in Gefahr.
# 10 Das billige Geld hat eine ungeahnte Welle von Firmenübernahmen ausgelöst. Allein im ersten Quartal 2015, das am Dienstag zu Ende ging, hat das Volumen der weltweiten Fusionen und Übernahmen 21 Prozent zugenommen. Satte 812 Milliarden Dollar, so viel wie die Türkei als 18. größte Volkswirtschaft der Welt in einem Jahr erwirtschaftet, wurden ausgegeben. Die Mega-Deals werden mit niedrig verzinsten Krediten und mit aufgeblähten Aktien (siehe Aktienrückkäufe) bezahlt. Kommt es zu einer Korrektur an den Börsen, explodiert hier eine Zeitbombe, deren Wirkung nicht abzusehen ist.